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5. Klasse - meine Tipps bei Startschwierigkeiten


Ausruhen? Fehlanzeige!

Gerade ist der Übertritt nach einem anspruchsvollen 4. Schuljahr an die weiterführende Schule geschafft, schon geht es in der neuen Schule und Schulart weiter mit allerlei Herausforderungen und Neuerungen.


Eine neue Klasse, viele neue unbekannte Kinder, ebenso viele neue unbekannte Lehrer:innen, ein neuer Schulweg vielleicht verbunden mit öffentlichen Verkehrsmitteln, ein neues (meist viel größeres) Schulgebäude, viele unbekannte ältere Schüler:innen- manche schon mit Bart ;-), weniger Sitzkreise, mehr Hausaufgaben, hoch gesteckte Erwartungen auf allen Seiten.

Ganz schön viel auf einmal...


Es ist eine gewaltige Umstellungsarbeit, die die neuen 5. Klässler da leisten müssen ohne auf entsprechende Lebenserfahrungen zurückgreifen zu können.

Es gibt Kinder, die diese Umstellungsarbeit (scheinbar) mühelos hinbekommen und es gibt Kinder, die mit Startproblemen zu kämpfen haben. Dies ist vollkommen normal.


Wenn Dein Kind zu denjenigen zählt, das sich mit all den Neuerungen etwas schwerer tut, kann es hilfreich sein, sich als Eltern noch einmal verschiedener Dinge bewusst zu werden.

Auch für Eltern, deren Kinder den Übertritt scheinbar mühelos meistern, ist dies empfehlenswert, denn manchmal bringen wir Verhaltensweisen unserer Kinder nicht in unmittelbaren Zusammenhang mit einem bestimmten Lebensereignis.


Mit der 5. Klasse kommen zu den schulischen Umstellungen solche, die mit entwicklungsbedingten Veränderungen zu tun haben wie der Übergang zur Pubertät, die zunehmende Bedeutung der Gleichaltrigen (Peer-Group) und Veränderungen beim Reifeprozess des Verstandes.

Kinder müssen also innerhalb kurzer Zeit große schulische, soziale und körperliche Anforderungen meistern.


Es ist nichts Ungewöhnliches, wenn Kinder in den ersten Monaten oder auch länger Stresssymptome zeigen wie Unsicherheit, Ängste oder auch somatische Beschwerden wie Bauchschmerzen oder Kopfschmerzen.

Wichtig ist, dass die Kinder dabei nicht alleine gelassen werden, sondern ihnen Eltern und Bezugspersonen unterstützend zur Seite stehen und ihre Sorgen und Nöte ernst nehmen.



Wie kannst Du Dein Kind in der ersten Zeit unterstützen?


1. Die neue soziale Gruppe

Der Übertritt bedeutet, sich in einer neu zusammengewürfelten Klasse zurechtzufinden. Durch diese unbekannte soziale Situation tauchen viele, oft unbewusste Fragen auf: „Bin ich hier sicher? Wer ist mir wohlgesonnen?“ In den ersten Wochen sind die Kinder daher vorwiegend damit beschäftigt, die anderen zu beschnuppern, die Klassendynamik einzuschätzen und ihre eigene Position kennenzulernen. Dieser Gruppenbildungsprozess bringt Unruhe mit sich. Auch „alte“ Animositäten und schwierige Freundschaftskonstellationen, die aus der Grundschule mitgebracht werden, können anfangs im neuen Klassenverbund belastend sein. Ein gutes Klassenklima zu schaffen und den eigenen Platz in der Gruppe zu finden, erfordert von Schüler:innen und Lehrpersonen eine Anpassungsleistung, die Energie kostet.


Als Eltern kannst Du Dein Kind dabei unterstützen, indem Du

  • den Aufbau neuer Freundschaften förderst und andere Kinder zu Euch nach Hause einlädst.

  • Dein Kind ermutigst, sich bei (länger andauernden) Konflikten Unterstützung in der Schule zu holen, z.B. bei den Lehrkräften, den Streitschlichtern, Sozialpädagog:innen, Schulpsycholog:innen



2. Andere, höhere Leistungsanforderungen

Mit dem Übertritt auf eine weiterführende Schule beginnt auch im Leistungsbereich eine Phase der Neuorientierung. Die Schüler:innen stehen nun vor höheren organisatorischen Anforderungen.


Sie

  • werden von vielen unterschiedlichen Fachlehrer:innen unterrichtet und es bleibt weniger Zeit für persönlichen Austausch mit der Lehrkraft.

  • müssen das Klassenzimmer mehrmals pro Tag wechseln, daher rechtzeitig an die Materialien denken, die sie jeweils mitnehmen müssen.

  • haben mehr Unterrichtsfächer und damit einen wachsenden Stoffdruck, dem sie gerecht werden sollen.

  • werden mit höheren Erwartungen der Lehrer:innen in punkto Selbstständigkeit konfrontiert.


Nach der ersten Prüfungsphase sind manche Kinder verunsichert, wenn die Noten plötzlich schlechter sind als in der Grundschule.


Gerade wenn Kinder es gewohnt waren, dass ihnen bisher "alles in den Schoß" zu fallen schien, haben sie für sich abgespeichert, dass man alles schafft, wenn man "schlau genug" ist. Nun müssen sie lernen und sich eingestehen, dass komplexe Fähigkeiten durch Training erworben werden und Begabung alleine nicht ausreicht.

Oft müssen sie sich auch zum ersten Mal mit dem unangenehmen Gefühl konfrontieren, an ihre Leistungsgrenze zu gehen und sich weiter anzustrengen, auch wenn sie etwas nicht sofort verstehen. Möchten sie auch weiterhin Erfolg haben, brauchen sie geeignete Lernstrategien, die über das bloße Zuhören im Unterricht hinausgehen.


Als Eltern kannst Du Dein Kind dabei unterstützen, indem Du

  • Dir bewusst machst, dass solche Veränderungen immer auch mit kleinen Hürden verbunden sind, an denen die Kinder wachsen können.

  • Gelassenheit zeigst, wenn das Kind darüber jammert, dass es einen Berg von Hausaufgaben erledigen muss oder in nächster Zeit viele Schulaufgaben bewältigen muss, und Nachsicht übst, wenn das Kind in dieser Phase emotionaler reagiert als sonst.

  • Deinem Kind auch Misserfolge zugestehst, aus denen es lernen kann.

  • Hilfe beim Planen und Organisieren oder bei der Abfrage von Stoff vor Schulaufgaben anbietest- und akzeptierst, wenn Dein Kind es zunächst selbst probieren möchten.

  • Dir bewusst machst, dass die Kinder in dieser Zeit langsam entdecken, dass sich ihre Rolle als Schüler:in nun ändert und sie mehr Eigenverantwortung übernehmen müssen.


Es ist zudem entlastend, wenn wir wissen, dass sich die Noten vieler Kinder mit dem Übertritt für eine Weile verändern. Dies kann bis zum Ende des ersten Schulhalbjahres dauern und ist kein Grund zur Panik. Lass Dich dadurch nicht verunsichern. Du kannst Dein Kind trösten, wenn es enttäuscht ist, und mit ihm gemeinsam überlegen, was es beim nächsten Mal anders machen möchte: Früher mit der Vorbereitung beginnen? Sich bessere Infos darüber einholen, was geprüft wird? Mit eine:r Klassenkamerad:in zusammen lernen? Sich eine bessere Lernstrategie aneignen?



3. „Erste Hilfe“ bei Hausaufgaben

Die Hausaufgaben werden mehr, die Bedeutung der mündlichen Hausaufgaben ist höher und Kinder sollen von sich aus den Stoff einer Stunde nachbereiten und lernen, nicht nur wenn die Lehrkraft es sagt.

Deshalb brauchen sie im ersten Jahr wieder mehr Kontrolle – im Sinne von Hilfe, den Hausaufgabenberg und das Lernpensum zu bewältigen und schrittweise selber organisieren zu können:

  • Ermutige Dein Kind, sorgfältig und zuverlässig ein Hausaufgabenheft zu führen.

  • Hilf Deinem Kind, wenn möglich, bei der Organisation der Hausaufgaben am Anfang des

    Nachmittags: Was steht an? Was muss gelernt werden, auch wenn es nicht ausdrücklich im Hausaufgabenheft steht?

    Alternative für nachmittags Berufstätige: Erstellt im Vorhinein einen Wochenplan.

  • Prüfe anfangs täglich, später – wenn alles klappt – nur alle zwei, drei Tage: Sind die Aufgaben vollständig und ordentlich erledigt? Bedenke, dass die mündlichen Hausaufgaben, die Wiederholung des Unterrichtsstoffes („Was haben wir heute im Fach X gemacht?“) mindestens so wichtig sind wie die schriftlichen Hausaufgaben und eine Struktur der Inhalte ermöglichen.

  • Frage Stoff oder Vokabeln nicht der Reihe nach ab, sondern kreuz und quer.

  • Lasse Dir auch den Stoff erklären. Wenn ein Kind dazu imstande ist, hat es ihn verstanden.



4. Seelische Unterstützung des Kindes

Neben all den schulischen Anforderungen sind eine stabile, gesunde psychische Basis und das seelische Wohlbefinden das Wichtigste in der Kindheit und Jugend (und später natürlich auch ;-).


Nur wenn Kinder sorgenfrei, unbeschwert und unbelastet sind, können sie gut lernen.

Somit sollten wir unseren Fokus zuallererst auf diesen Bereich lenken, wenn wir unsere Kinder unterstützen möchten.


Du kannst Dein Kind unterstützen indem Du

  • mit ihm fortlaufend im Gespräch bist: Was ist toll an der neuen Schule, an den neuen Klassenkamerad:innen, Lehrkräften etc.? Was ist Dir heute besonders gut gelungen? Mit wem hast Du Dich heute unterhalten?

  • seine Sorgen und Nöte ernst nimmst und sie nicht bagatellisierst: verzichte auf Sätze wie "so schlimm ist das doch gar nicht" , "die Mona schafft es doch auch" etc.

  • ihm immer wieder aufzeigst, was es bisher schon alles geschafft hat und warum Du überzeugt bist, dass es auch diesen Meilenstein gut schaffen wird

  • sein Arbeitspensum im Blick hast und ggf. gegensteuerst mit Pausen, "Mut zur Lücke", Aufteilung des Lernstoffs

  • immer wieder überpüfst, ob Dein Kind insgesamt noch genügend Zeit hat, um sich mit Freund:innen zu verabreden und seinen Hobbies nachzugehen



In diesem Zusammenhang kann es zudem nötig sein, sich als Elternteil kritisch mit den eigenen Sorgen auseinanderzusetzen, z.B. „Was ist, wenn mein Kind es nicht schafft?“


  • Ermutige Dein Kind, sich bei Schwierigkeiten Unterstützung in der Schule zu holen.

  • Gehe dabei auch mit gutem Bespiel voran: Nutze selbst bei Schwierigkeiten frühzeitig die Unterstützungsangebote der Schule: das Gespräch mit Fachlehrer:innen, Klassenlehrer:innen, der Beratungslehrkraft, der:dem Schulpsycholog:in, der:dem Sozialpädagog:in etc.



Wenn Dein Kind nach Ende des ersten Schuljahres noch zu zu kämpfen hat oder Du das Gefühl hast, die Schulprobleme werden mehr- dann lass uns reden! Ich bin gerne für Euch da!



P.S.: Ja, und nach dem Übertritt ist wieder vor dem Übertritt für die neuen 4.Klässler.

Und für Eltern von Kindern mit LRS und Rechenschwäche ist die Wahl der weiterführenden Schule noch einmal mit zusätzlichen Überlegungen verbunden. Hierzu hat die Lerntherapeutin Susanne Seyfried einen sehr interessanten, hilfreichen Blogartikel geschrieben.






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