So viel zu tun und so wenig Zeit? Wie soll ich das bloß alles schaffen? Wahrscheinlich stellst du dir diese Fragen desöfteren… Als Lehrkraft bist Du in Deinem Berufsalltag ganz besonders mit den unterschiedlichsten Aufgaben und Herausforderungen konfrontiert: Es gilt Unterrichtseinheiten zu planen, Arbeiten zu korrigieren, Feedback zu geben, Schulveranstaltungen zu organisieren, ein offenes Ohr für die Schüler*innen zu haben, Elterngespräche zu führen, mit der Aufmerksamkeit immer hundertprozentig da zu sein- um nur einen Bruchteil der Dinge aufzuzählen, die täglich auf deiner To-Do-Liste stehen.
Wie ist es überhaupt machbar, all diese Aufgaben innerhalb der begrenzten Zeit, die Dir zur Verfügung steht, zu bewältigen?
Hierzu möchte ich Dir das Pareto-Prinzip vorstellen: Das Pareto-Prinzip, auch bekannt als das 80/20-Prinzip, besagt, dass 80% der Ergebnisse mit 20% des Gesamtaufwands erreicht werden. Es geht auf den italienischen Soziologen und Ökonom Vilfredo Federico Pareto (19./20. Jahrhundert) zurück, der dieses Phänomen der Ungleichverteilung erstmals in Bezug auf die Verteilung von Einkommen und Reichtum in England untersuchte. Eine kleine Minderheit von ca. 20% besaß gut 80% des Vermögens (heute ist es noch stärker ausgeprägt als damals). Dieses Prinzip lässt sich auch auf andere Lebenswelten und meiner Meinung nach besonders gut auf das System Schule übertragen, da das Verhältnis von Ursache und Wirkung, Aufwand und Erfolg oft von einem großen Ungleichgewicht bestimmt ist.
Das Pareto-Prinzip kann dir als Lehrkraft ein wertvoller Helfer sein, Deine Zeit und Energie effektiver zu nutzen
Anstatt Dich auf die gesamte Bandbreite deiner Aufgaben zu konzentrieren, kannst du Dich auf die 20% der Aufgaben fokussieren, die z.B. den größten Einfluss auf den Lernerfolg deiner Schülerinnen und Schüler haben. Indem Du diese 20% Deiner Zeit und Ressourcen gezielt einsetzt, kannst Du einen überproportionalen Effekt erzielen. Gleichzeitig fühlst Du Dich weniger belastet und hast mehr Zeit für Dinge, die Deine Ressourcen auffüllen.
Was bedeutet das konkret?
Es bedeutet, dass wir uns auf die Kernaspekte konzentrieren sollten, die den größten Mehrwert bieten. Dies kann für jede*n unterschiedlich sein und es ist hilfreich, wenn Du hier einmal gut in Dich hineinhörst:
Was genau ist Dir am Wichtigsten in Deiner Arbeit als Lehrkraft? - Ist es eine gute Unterrichtsplanung? - Ist es die individuelle Unterstützung von Schülerinnen und Schülern? - Ist es die gezielte Verbesserung Deiner Unterrichtsmethoden? - Worauf möchtest Du in Zukunft den Fokus richten?
Ziehe Energie aus den Bereichen ab, die wenig zu einem Ergebnis beitragen und konzentriere Dich auf die Bereiche, die erfolgversprechend sind. Denn in diesen Bereichen lässt sich mit weniger Aufwand mehr erreichen und das Gefühl der Überlastung lässt sich gleichzeitig reduzieren.
Als Beispiel möchte ich Dir eine Lehrkraft nennen, die sehr viel Zeit und Energie in die Erstellung von wunderschönen Arbeitsmaterialien/Präsentationen steckt, dabei jeder Klasse jedes Jahr etwas Neues anbietet, über viele Stunden hinweg mit einer Grafik-App passende Vorlagen erstellt und jede Überschrift anders gestaltet. Eine schöne Optik ist zwar ansprechend, doch vermutlich stehen Aufwand und Ergebnis eher im 80/20 Verhältnis? Es ist fraglich, ob die Schüler*innen und Schüler einen Mehrwert mitnehmen, es gar honorieren oder bemerken, wie viel Zeit und Arbeit die Lehrkraft investiert hat und ob es ihnen maßgeblich etwas für ihren Lernfortschritt bringt. Möglicherweise könnte die Lehrkraft zwar ansprechende Materialien bereitstellen, ihre Energie jedoch eher auf die gute Unterrichtsplanung fokussieren?
Natürlich ist es wichtig, in allem die Balance zu finden und Aufgaben so zu erledigen, dass wir mit uns selbst zufrieden sein können. Gleichzeitig erinnert uns das Pareto-Prinzip daran, dass wir uns bewusst auf die Bereiche konzentrieren sollten, in denen wir den größten Unterschied machen können.
Abschließend möchte ich Dir einen der Leitsätze aus der der Systemischen Arbeit mitgeben:
„Tue mehr von dem was funktioniert“.
Ich investiere keine Energie in das, wovon ich glaube, dass da „doch mehr gehen müsste“, sondern ich tue genau das, was gut funktioniert bzw. sogar einfach noch mehr davon, denn davon profitieren meine Klient*innen (und ich) am meisten!
